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(Übersetzung des englischen Originalartikels von P. Stefan Reiner FSSP)
Eine innere Erneuerung aller Priester ist von großer Bedeutung für das Leben der Kirche, und für das Heil des ganzen mystischen Leibes. Mit der fortschreitenden Säkularisierung und ihrer Verwerfung Gottes sowie des übernatürlichen Lebens, sind unvermeidbar Unverständnis und Geringschätzung des Priestertums verbunden. Diese Haltung zeigte sich leider in einigen prompten Reaktionen auf die Eröffnung des Priesterjahres, in denen man die Gelegenheit ergriff, sich gegen die grundlegenden Elemente des Priestertums, wie Zölibat und Lehrgewalt, in aller Deutlichkeit auszusprechen.
In solch einer negativen und verwirrten Atmosphäre besteht für den Priester selbst verstärkt die Gefahr, dass er das Gespür für seine eigene priesterliche Identität verliert. In seiner Ansprache vor der Kleruskongregation, in welcher der Heilige Vater erstmals die Eröffnung des Priesterjahres verkündete, machte er auf diese Gefahr der „Unterbewertung des priesterlichen Amtes” aufmerksam: „Die Zentralität Christi bringt die richtige Wertung des Priesteramtes mit sich, ohne das es keine Eucharistie und erst recht keine Sendung, ja selbst die Kirche nicht gäbe. In diesem Sinne ist es notwendig, darüber zu wachen, dass die ,neuen Strukturen’ oder pastoralen Einrichtungen nicht für eine Zeit gedacht sind, in der man ohne das Weiheamt ,auskommen’ muss, wobei von einem falschen Verständnis der rechten Förderung der Laien ausgegangen wird. In diesem Fall würde man nämlich die Voraussetzungen schaffen für eine noch größere Verwässerung des Priesteramtes, und die angeblichen ,Lösungen’ würden sich in dramatischer Weise decken mit den eigentlichen Ursachen der gegenwärtigen Problematiken, die mit dem Amt verbunden sind.”
All zu oft versucht die säkulare Welt immer dort, wo eine unterscheidende Abgrenzung zwischen Menschen zu finden ist, den Zustand eines andauernden Klassenkampfes zu etablieren oder zumindest den Geist einer fortwährenden Rivalität zwischen den sozialen Stellungen wachzuhalten. Dies betrifft den Kampf zwischen Mann und Frau, Arbeitgeber gegen Arbeitnehmer und ebenso auch die Unterschiede zwischen Laien und Priester, als ob alles auf ein Ringen nach mehr Macht reduziert werden könnte.
Leider hat diese Sicht irrtümlicherweise Einige zu folgendem Entschluss geführt (entweder ausdrücklich oder nur implizit), dass es der geeignetste Weg wäre, die Würde der Laien herauszustellen, wenn der priesterliche Charakter des kirchlichen Lehr-, Heiligungs- und Hirtenamtes mehr und mehr verschwände. Damit wird das Verhältnis zwischen Priester und Laien auf einen Rangordnungskonflikt reduziert, verbunden mit der Ignoranz, dass die Pflichten und Verantwortlichkeiten der verschiedenen Stände, die in Jesus Christus selbst begründet sind, sich gegenseitig ergänzen.
Dieser Irrtum ist beispielhaft an den gemeinhin üblichen Reaktionen auf den Versuch des zweiten Vatikanischen Konzils zu erkennen, die Kirche besser in der modernen Welt zu situieren. Man wollte so der Kirche geeignetere Mittel in die Hand geben, damit ihre Stimme wieder Geltung bekommt in einer Welt, die seit den 60er Jahren einer dramatischen Säkularisierung unterworfen ist. Dazu wollte das Konzil die Laien auf die Ihnen zukommenden Aufgaben und ihre Rolle in Kultur und Gesellschaft aufmerksam machen (Lumen Gentium 30f.). Deren Aufgabe sollte es sein der Kirche in ihren jeweiligen weltlichen Verantwortungsbereichen zu dienen, sei es als Politiker, Jurist, Wissenschaftler, Arzt oder anderen politisch oder gesellschaftlich bedeutenden Berufen, um dort die je eigene Stellung als Gelegenheit zu nutzen, die Wahrheit des Evangeliums sichtbar werden zu lassen. In einer säkularisierten Welt werden nur wenige Menschen in den genannten Bereichen den Weg in die Kirche finden und sich dort durch die Predigten der Priester führen und mahnen zu lassen, aber jeder kommt am Arbeitsplatz oder in der Gesellschaft mit katholischen Laien in Berührung.
Leider ist diese bemerkenswert wichtige Aufgabe der Laien, den Glauben in ihrem eigenen Umfeld zu leben, unbedeutend geworden oder im Kampf nach mehr Ansehen und Macht gänzlich in Vergessenheit geraten. Diese den Laien eigene Stellung und deren Beitrag zum kirchlichen Leben wurde in vielen Köpfen durch die Idee verdrängt, dass der beste Weg die Würde des Laien herauszuheben deren „Klerikalisierung” sei, besonders deren Stellung und Rolle im Altarraum der Kirchen und innerhalb der heiligen Liturgie. Solch ein grob vereinfachender Lösungsansatz trägt nicht dazu bei, weder die Identität des Priesters noch die wirklichen und wichtigen Aufgaben der Gläubigen in der Welt besser zu verstehen. Wenn die Kirche eine geltende Stimme in der heutigen Gesellschaft haben soll, dann muss es klar und sorgfältig unterwiesene Laien geben, die mit Begeisterung ihr tägliches Leben nach dem Evangelium, in Übereinstimmung mit deren Standespflichten leben, anstatt sich auffordern zu lassen, den eigenen Wert daran zu messen, wie viele dem Klerikerstand zugehörigen Aufgaben man nun selbst wahrnehmen dürfe und könne.
Der Heilige Vater stellt uns in diesem Jahr [2009/2010] als priesterliches Vorbild den Patron der Pfarrer, den hl. Johannes Maria Vianney, vor Augen, der oft zu seiner Gemeinde von dem großartigen Geschenk des Priestertums sprach: „
Ein guter Hirte, ein Priester nach dem göttlichen Herzen, ist der größte Schatz, den der gütige Gott einer Pfarrei zuwenden kann und das kostbarste Geschenk der göttlichen Gnade.” Er betonte das Priestertum als grundlegendes Mittel für das Heil der Seelen: „
Ohne Priester, hätte das Leiden und Sterben unseres Herrn keinen Nutzen. Es ist der Priester, welcher das Erlösungswerk auf Erden fortführt.” Er bewunderte die Gnade, welche er selbst empfangen durfte: „
Wenn der Priester erkennen dürfte was er wirklich ist, würde er sterben; nicht aus Furcht, sondern aus Liebe.”
Wenn man all dies berücksichtigt scheint es notwendig, gerade in diesem Jahr über die priesterliche Identität zu sprechen.
Im Ritus der Priesterweihe, kurz vor dem Augenblick des eigentlichen Weiheakts, ermahnt der Bischof die jungen Weihekandidaten, folgende Worte stets in ihrem ganzen Leben umzusetzen: „Agnoscite quod agitis; imitamini quod tractatis; quatenus mortis Dominicae mysterium celebrantes, mortificare membra vestra a vitiis et concupiscentiis omnibus procuretis. – Erkennt, was ihr tut! Ahmt nach, was ihr verrichtet! Wenn ihr also das Geheimnis des Todes des Herrn feiert, so seid bedacht, in euren Gliedern alle Laster und Lüste abzutöten.”
In den Konstitutionen unserer Bruderschaft heißt es, dass „
das Ziel der Priesterbruderschaft St. Petrus die Heiligung der Priester ist, durch die Ausübung des Priesteramtes. Im Besonderen will sie das Leben des Priesters auf das ausrichten, was wesentlich dessen Daseinsberechtigung darstellt …” (
Konst. 7). Demgemäß scheint es die geeignete Aufgabe der Bruderschaft zu sein, einen kleinen Beitrag im kommenden Jahr zu leisten, indem sie jene Mittel zur Verfügung stellt, die dazu beitragen, die Kenntnis des Priestertums zu vertiefen, um die Größe dieses Gnadengeschenks noch besser zu verstehen und dadurch die Geweihten zu ermutigen, entsprechend großmütig auf diese Gnade zu antworten.
Unsere größte Hoffnung ist es, dass dieses kommende Jahr vielen Priestern helfen möge, den Reichtum ihrer Berufung noch tiefer zu verstehen, indem sie sich „innerlich erneuern” lassen, wie es auch die Hoffnung unseres Heiligen Vaters ist, und indem sie dem Heiligsten Herzen Jesu Christi, dem einzigen Hohenpriester, nachfolgen, denn „Gott ist der einzige Reichtum, den die Menschen letztendlich in einem Priester finden wollen.” (Papst Benedikt XVI. in seiner
Ansprache an die Kleruskongregation)
19. Juni 2009, am Fest des allerheiligsten Herzens Jesu zur Eröffnung des Priesterjahres
von P. John Berg FSSP
Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Petrus